Rückblick auf die 6. Jahreskonferenz zum Thema „Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen“ vom 16.-17. Mai 2024 in München und Online.
Kinder und Jugendliche mit übergriffigen Verhaltensweisen brauchen entwicklungsförderliche Bedingungen und Angebote, um ihr Verhalten ändern zu können und sich zu gesunden, verantwortlichen Erwachsenen entwickeln zu können. Sie sind dabei auf kompetente Bezugs- und Helfer*innensysteme angewiesen.
Sexuell grenzverletzendes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen stellt damit auch hohe Anforderungen an die Fachkräfte. Zum einen müssen sie entwicklungsbedingtes normales Verhalten von auffälligem und grenzverletzendem Verhalten abgrenzen können. Andererseits müssen sie schnell über mögliche Schutzmaßnahmen und Hilfe entscheiden.
Das Programm des Kongresses bot den 150 Teilnehmenden vor Ort und den 130 Online-Teilnehmer*innen im Rahmen der Vorträge einen guten Überblick darüber, wie sich eine gesunde sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen vollzieht, wie diese Entwicklung unterstützt werden kann und wie und wo grenzverletzendes Verhalten entstehen, erkannt und über adäquate Interventionen beendet werden kann. Dabei wurden nicht nur Kinder und Jugendliche und ihre Familien in den Blick genommen, sondern auch die Helfer*innensysteme. Es wurden vorhandene Interventionsprogramme vorgestellt und die Möglichkeiten von Kooperation und Vernetzung der am Fall beteiligten Institutionen, beispielsweise zwischen der Justiz, der Kinder- und Jugendhilfe und der Medizin, diskutiert. Dabei wurde insbesondere deutlich, wie wichtig die Verständigung zu einzelnen Begriffen und einer gemeinsamen Sprache ist, die auch für Kinder und Jugendliche in diesem Kontext angemessen ist.
In den Workshops wurden einzelne Themengebiete praxisnah vertieft. Der Fokus lag dabei u. a. auf sexuell grenzverletzendem Verhalten von Kindern im Grundschulalter, auf der Rückfallpräventiven Arbeit mit Jugendlichen oder auf der Entwicklung von Schutzkonzepten in Einrichtungen.
Das hohe Teilnahmeinteresse und der rege Austausch zwischen den Teilnehmer*innen verdeutlichen die Relevanz des Themas für viele Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe und die Wichtigkeit eines geeigneten Rahmens, in dem sie sich interdisziplinär zu ihren Erfahrungen, Fragen und Herausforderungen aus der eigenen Arbeit austauschen können. Wir freuen uns über diese positive Resonanz und die Bedeutung unserer Fachkongresse als wichtige Foren des Wissenschafts-Praxis-Transfers, der gemeinsamen fachlichen Auseinandersetzung und des Lernens.