Kinderschutz und sozialökologische Transformationsprozesse – Sommerhochschule Kinderschutz an der BTU Cottbus-Senftenberg
Bericht
In der ersten Septemberwoche 2024 trafen sich 120 Studierende der Sozialen Arbeit und der Erziehungswissenschaften von insgesamt 11 Hochschulen und Universitäten aus Deutschland und der Schweiz an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus. Durch das Engagement von Prof.in Dr. Alexandra Retkowski, Mitarbeiter*innen und Studierenden der BTU in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren wurde es möglich, ein umfangreiches und thematisch vielfältiges Programm vor Ort zu gestalten.
Der inhaltliche Fokus der nun bereits zum 6. Male stattfindenden Sommerhochschule der Kinderschutz-Zentren lag in diesem Jahr auf Fragen zum Verhältnis von Kinderschutz und sozialökologischer Transformation: Wie wirken sich die Folgen ökologischer Krisen und damit verbundener Veränderungen auf die Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien aus?
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Minister für Bildung, Jugend und Sport, Steffen Freiberg, durch Prof.in Dr. Gesine Grande, Präsidentin der BTU und durch Anke Leitzke, Bundesvorständin der Kinderschutz-Zentren.
Das Programm zum Nachlesen befindet sich hier:
Programmheft Sommerhochschule 2024
Minister Steffen Freiberg während der Eröffnung
Prof. in Dr. Alexandra Retkowski erläuterte im Eröffnungsvortrag die gewaltige Veränderungsdynamik in der Region und die Folgen für die Menschen vor Ort. Sie bot einen ersten Orientierungsrahmen zur Auseinandersetzung mit Konsequenzen und Folgen für die Soziale Arbeit. Ein World Cafe, das von Studierenden geplant und durchgeführt wurde, trug daran anschließend dazu bei, dass sich die Studierenden zu zentralen Themen des Kinderschutzes austauschen und so ihren Wissensstand vertiefen konnten.
Studierende der Projektgruppe von der BTU Cottbus
Der zweite Tag der Sommerhochschule startete mit Workshops, die durch Lehrende der teilnehmenden Hochschulen durchgeführt wurden. Dabei standen zentrale Herausforderungen und Aufgaben des Kinderschutzes im Vordergrund, wie Prävention sexualisierter Gewalt, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen oder das Verhältnis von Kinderschutz und Datenschutz. Gleichzeitig gab es aber auch Überlegungen dazu, wie junge Menschen die Klimakrise erleben und welche Auswirkungen dies auf ihr Wohlbefinden hat.
Workshop mit Lehrenden der beteiligten Hochschulen, Prof. Dr. Ulrike Urban-Stahl, FU Berlin und Studierende
Im Anschluss daran konnten die teilnehmenden Studierenden ihr Wissen in Workshops mit Fachkräften aus ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern vertiefen. Im Kontakt mit Fachkräften aus dem Jugendamt und von freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe gelang es beispielsweise, einen vertieften Einblick in die Arbeit von ASD und Kriseneinrichtungen, von Netzwerkkoordinator*innen und Schulsozialarbeiter*innen und in die Arbeit in der stationären Erziehungshilfe zu erhalten. Die Erfahrungen von Gewalt betroffener Menschen fanden ebenfalls einen angemessenen Raum und das Interesse der Studierenden.
Studierende der Hochschule Emden-Leer
Nach einem Get-Together auf dem Campus in Cottbus-Sachsendorf folgte eine Exkursion zum gefluteten Tagebau in der Nähe von Cottbus. Der heute so benannte „Ostsee“ spiegelt die sozioökonomischen Veränderungsprozesse der Region sehr eindrücklich wider. Durch einen authentischen und bildreichen Vortrag eines regionalen Experten wurde deutlich, wie einschneidend diese Veränderungen der letzten Jahrzehnte für die Menschen vor Ort waren und noch immer sind. Weiterer Austausch und Reflexion des Erlebten bot sich bei der Abendveranstaltung im Bunten Bahnhof, die ebenfalls von Studierenden der BTU geplant wurde.
Am letzten Tag erarbeitete dann Prof. Dr. Christian Spatschek ein Rahmenkonzept, mit dem das Verhältnis von sozialökologischer Krise, Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz noch einmal deutlich wurde. Hiermit verbunden war sein Plädoyer, diese Bedingungen im Sinne der Kinderrechte stärker mitzudenken und diese als Aufgabe der Sozialen Arbeit auszuformulieren – auch und gerade als Gegenbewegung zu populistischen Erhaltungspolitiken die versuchen, „…die in die Krise geratene imperiale Lebensweise autoritär zu stabilisieren“.
Im Abschlussgespräch mit Katrin Schlosshauer (Geschäftsführerin der Jugendhilfe Cottbus gGmbH), Cornelia Schieke (Leiterin des ASD der Stadt Cottbus), Dominik Ringler (Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg), Martin Schüler (Gondula Award) und Prof. Dr. Christian Spatschek (Hochschule Bremen) wurden die gegenwärtigen Lebenssituationen von Kindern und Familien in den Mittelpunkt gerückt und verdeutlicht, wie Veränderungsprozesse in Familien und in der Region miteinander zusammenhängen.
Abschlussgespräch der Sommerhochschule
Am Ende dreier intensiver und erlebnisreicher Tage in der Lausitz wurde spürbar, wie intensiv die Studierenden in dieser Woche gearbeitet haben, wie befruchtend und fachlich anregend der gemeinsame Austausch, die fachlichen Vorträge und Diskussionen und vor allem die Mischung aus Wissenschaft, Forschung und Praxis waren. Das Format der Sommerhochschule mit ihren verschiedensten Angeboten ermöglichte einen neuen Blick auf das Arbeitsfeld Kinderschutz und eine abwechslungsreiche, praxisnahe Form des Lernens.
Gruppenbild Sommerhochschule Kinderschutz-Zentren / BTU Cottbus 2024
Die Sommerhochschule Kinderschutz 2024 wurde gefördert vom: