Der Fachkongress vom 25.-26. Mai im nordfriesischen Breklum richtete den Blick auf Kinder und Jugendliche als Betroffene von Partnerschaftsgewalt – und feierte 25 Jahre Kinderschutz-Zentrum Westküste.
Gewalt in Paarbeziehungen hat massive Folgen für die beteiligten Kinder und Jugendlichen. Ihr Erleben, ihre Sichtweisen und die Folgen des psychischen Gewalterlebens müssen daher stärken in den Blick genommen werden. Es braucht wirksame Hilfsangebote und Fachkräfte, die die speziellen Dynamiken und Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt (er)kennen und die mitbetroffenen Kinder und Jugendlichen entsprechend unterstützen können.
Das vielfältige Kongressprogramm gab den Teilnehmer*innen Einblicke in aktuelle Ansätze und Angebote aus der Praxis sowie Raum für gemeinsame Diskussion und interdisziplinären Austausch. Deutlich wurde: Spezielle Hilfen wie beispielsweise das Projekt Drachenmut vom Kinderschutz-Zentrum Westküste müssen fester Bestandteil des Gewaltschutzsystems werden. Dafür braucht es eine nachhaltige strukturelle Förderung. Und auch Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe müssen für die Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen bei Partnerschaftsgewalt weiter sensibilisiert werden. Der Fachkongress hat hier einen großen Beitrag geleistet.
Und gefeiert wurde auch! 25 Jahre Kinderschutz-Zentrum Westküste und somit 25 Jahre Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche und Familien im ländlichen Raum konnten mit dem Fachkongress gewürdigt werden. Die Jubiläumsfeier zeigte Anerkennung für die hohe Fachlichkeit, Kompetenz und ihren langen Atem für eine gelingende Kinderschutzarbeit. Das war für das gesamte Team des Kinderschutz-Zentrums Westküste wertvoll, wie es Mitarbeiter Martin Sanders im Rückblick auf den Fachkongress betont:
„Die Schwere der Themen, mit denen wir es in der Arbeit zu tun haben, wiegt manchmal schon sehr. Deshalb ist es wichtig, Erfolge zu feiern und schön zu sehen, wenn die lange Arbeit, wie sie in unserem Kinderschutz-Zentrum stattfindet, gewürdigt wird.“
Mit dem Projekt DrachenMut bietet das Kinderschutz-Zentrum Westküste ein spezialisiertes Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche, die häusliche Gewalt (mit)erlebt haben. Auch aus dieser besonderen Expertise heraus war der Fachkongress für Martin Sanders eine Besonderheit:
„Im Rückblick betrachtet finde ich es bedeutsam, wie das Thema der Häuslichen Gewalt/Partnerschaftsgewalt heute viel stärker im Bewusstsein ist als noch vor 20 oder 25 Jahren. Damals war es ja eher ein Randthema. Auch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure ist heute auch viel besser als früher. Und genau das bildet der Fachkongress hier in Breklum gut ab, was sich auch in der thematischen Vielfalt zeigt.“
Eröffnet wurde der Fachkongress mit einem Vortrag von Prof. Dr. Barbara Kavemann. Sie richtete dabei den Blick auf Dimensionen, Dynamiken und Muster von Gewaltverhältnissen in Paarbeziehungen. Zudem konnten in ihrem Workshop die Teilnehmer*innen praxisnahe Einblicke in interdisziplinäre Kooperation bei Partnerschaftsgewalt erhalten. Neben der Kongressorganisation und den hervorragenden Referent*innen zeichnete sich der Fachkongress für sie vor allem durch die offene und interessante Atmosphäre aus:
„Es ist nicht selbstverständlich, dass alle Teilnehmer*innen sich in die Veranstaltung einbringen und auch aus ihrer Praxis berichten. Und obwohl der Fachkongress an einem besonderen Ort (in der kleinen Gemeinde Breklum an der nordfriesischen Küste) stattfand, kamen viele Teilnehmer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet.“
Und aus der Perspektive der Teilnehmer*innen? Nach ihren Highlights des Fachkongresses haben wir Melissa Bocer und Lea Bieger vom Brigg e. V. in Bremen gefragt:
„Es gab eine hohe innere Beteiligung, da war schon auch viel Emotionalität bei den Themen dabei. Der Fachkongress war sehr professionell organisiert und es gab spannende Beiträge, die uns auch neue Perspektiven aufgezeigt haben. Besonders wichtig waren für uns z. B. neue Methodiken zur Stressbewältigung bei Kindern und auch zur Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen oder für die Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund.“