Fürsorge als Fassade: Wenn Kinderschutz zum Deckmantel rechtspopulistischer Ideologien wird

Zwischenruf der Kinderschutz-Zentren

In der jüngsten Zeit kommt es zu einer zunehmenden Vereinnahmung von wichtigen gesellschaftspolitischen Diskursen durch rechtspopulistische Akteur*innen und die rechte Szene. Dies geschieht nun auch verstärkt im Bereich des Kinderschutzes.

Hinter dem Deckmantel einer vermeintlichen Sorge um Kinder verstecken sich rassistische, rechtswidrige und unwissenschaftliche Ideologien. Mit Kampfbegriffen wie „Frühsexualisierung“ oder „Gender-Propaganda“ wird sexuelle Bildung abgelehnt, negiert und diffamiert. Was auf den ersten Blick wie Fürsorge wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen somit als Angriff auf Aufklärung, Vielfalt und Kinderrechte. Eine solche Ideologie gefährdet den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung.

Es ist fachlich unumstritten, dass professionelle sexualpädagogische Bildungsarbeit ein unverzichtbarer Bestandteil präventiver Kinderschutzarbeit ist. Sie legt die Grundlage für ein gesundes Körper- und Selbstwertgefühl, unterstützt Kinder und Jugendliche in der Entwicklung von Bindungsverhalten, Selbstbestimmung und dem respektvollen Umgang mit sich und anderen. Sie stärkt Kinder darin, eigene Grenzen (und auch die Grenzen anderer) zu erkennen und zu wahren, enttabuisiert und macht sprachfähig – und schützt so effektiv vor sexualisierter Gewalt, Machtmissbrauch und Desinformationen.

Die zunehmende Diffamierung einer proaktiven Sexualpädagogik im Kindesalter sowie die grundlegende Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ist daher nicht nur Ausdruck einer diskriminierenden Rhetorik, sondern stellt eine ernsthafte Gefahr für den Schutz von Kindern und Jugendlichen dar, es untergräbt das Vertrauen in professionelle Aufklärung und Prävention. Die Absicht dahinter: Die Festschreibung eines binären, heteronormativen Geschlechterbildes und die Ausgrenzung von Menschen, die diesem nicht entsprechen.

Die Arbeit der Kinderschutz-Zentren basiert auf den grundlegenden Werten der demokratischen Grundordnung, der Anerkennung der Menschenwürde, der konsequenten Wahrung der Kinder- und Menschenrechte sowie auf fachwissenschaftlichen Konzepten. Für den Schutz von Kindern und Jugendlichen ist es essenziell, dass dieser gemeinsame Konsens nicht verlassen wird.

Wir fordern: Kinderschutz muss frei von politischer Instrumentalisierung bleiben – insbesondere durch rechtspopulistische Akteur*innen. Diskriminierende und ausgrenzende Narrative gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt und dürfen keinen weiteren Raum erhalten!