Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen

Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Kontexten ist ein stark diskutiertes Thema im öffentlichen und fachlichen Diskurs. Immer wieder entstehen dabei große Kontroversen. Beratungsstellen und Therapeut*innen arbeiten seit vielen Jahren mit betroffenen Menschen und möchten das Arbeitsfeld stärker im Kinderschutz verankern. Eine schwierige Aufgabe, denn der Themenkomplex ist noch nicht breit anerkannt und fachlich hinreichend definiert. Bei der Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs liegen viele Berichte von Betroffenen zu organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt vor. In der Wissenschaft und Justiz existieren leider bislang noch keine belastbaren Zahlen und verlässlichen Aussagen zum Hellfeld.

Dadurch entstanden und entstehen weiterhin heftige Debatten. Wenn Betroffene von ihren Erlebnissen berichten, wird oft an der Glaubwürdigkeit gezweifelt. Im fachlichen Diskurs herrscht Uneinigkeit. Darunter leiden betroffene Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, da die Anforderungen an Schutz- und Hilfeprozesse hier besonders herausfordernd sind und bisher nur unzureichend erfüllt werden.

Fachpolitisches Engagement und Kooperation

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat von 2016 bis 2018 einen eigenen Fachkreis zum Thema der sexualisierten Gewalt in organisierten und rituellen Kontexten ins Leben gerufen. Darin engagierten sich etwa 20 Expert*innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern, deren Arbeit durch die Kinderschutz-Zentren und dem Projektpartner ECPAT Deutschland koordiniert wurde. Ausgehend von der vertieften Auseinandersetzung mit der Problematik entstanden Empfehlungen, die an Politik und Gesellschaft weitergegeben wurden. Die Kinderschutz-Zentren haben in diesem Zeitraum den Diskurs zu organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt nachhaltig angestoßen und befördert, u.a. auch mit Empfehlungen an die Politik und Gesellschaft und einem Erklärvideo. Seitdem hat sich der Diskurs weiterentwickelt. Das Wissensportal wissen-schafft-hilfe.org, das von Juli 2020 bis September 2022 vom Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in enger Kooperation mit N.I.N.A. e. V. entwickelt wurde, stellt Informationen und Erkenntnisse zum Thema sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen für Fachkräfte und Betroffene zur Verfügung. Für Betroffene organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt wurde mit dem Hilfe-Telefon berta eine telefonische Anlaufstelle geschaffen.

Aktuell hat sich die Debatte leider aus der Wissenschaft in die Öffentlichkeit verlagert und wird stark und polarisiert diskutiert. Das bedauern wir sehr und betonen hier noch einmal wie wichtig die Aufklärung über sexualisierte Gewalt in organsierten und rituellen Kontexten und die Schaffung von Hilfsstrukturen für davon betroffenen Personen ist.

Seit 2019 unterstützen wir als Mitglied im Spitzengremium des Nationalen Rates gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen die Arbeitsgruppen Hilfe, Schutz und Forschung mit unserer Expertise aus der Fachpraxis des Kinderschutzes.

Weiterführende Links

Hilfsangebot für Betroffene

www.nina-info.de/berta

Weiterführende Informationen für Fachkräfte

www.wissen-schafft-hilfe.de