Fachkraft im Handlungsfeld Kinderschutz im Kontext von Partnerschaftsgewalt
Besondere Herausforderungen im Kinderschutz
Das Miterleben von Übergriffen und Grenzverletzungen in (elterlichen) Partnerschaften hat tiefgreifende Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Denn sie sind von der Gewaltdynamik direkt betroffen – psychisch und physisch. Sie erleben Beschimpfungen und Drohungen, Instrumentalisierung und Funktionalisierung bis hin zu körperlichen Übergriffen und Vernachlässigung.
In diesen Fällen wachsen die Kinder in einer Atmosphäre von Gewalt und Grenzverletzungen auf. Spannungen, Geheimnisse und Realitätsverzerrungen prägen ihren Alltag. Sie erleben intensive Gefühle von Angst, Scham, Wut, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung – ein Elternteil wirkt bedrohlich, der andere bedroht. In Gewaltsituationen haben sie dann keine erwachsene Person, an die sie sich mit ihren belastenden Gefühlen wenden können. Erwachsene sind in ihrer eigenen Dynamik gefangen und können das Erleben der Kinder oftmals nicht wahrnehmen. Zudem wird häufig angenommen, dass insbesondere jüngere Kinder von dem Konflikt nichts mitbekommen würden – ein Trugschluss.
Diese Gewalterfahrungen, die auch nach einer Trennung der Bezugspersonen weiterwirken, führen zu erheblichen alters- und entwicklungsabhängigen Beeinträchtigungen ihrer emotionalen, körperlichen und sozialen Entwicklung. Deshalb brauchen die betroffenen Kinder und Jugendlichen Hilfsangebote, die sie in den Mittelpunkt stellen. Es braucht Fachkräfte in Schulen, Kitas und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, denen sie sich mit ihren Erlebnissen und Gefühlen anvertrauen können. Fachkräfte brauchen hier ein hohes Maß an Sensibilität, Kenntnisse über die familiären Dynamiken bei Partnerschaftsgewalt und Wissen über bestehende Hilfeangebote und Netzwerke vor Ort.
In der berufsbegleitenden Weiterbildung gehen wir der Frage nach, was es für das Kindeswohl bedeutet, wenn Kinder in einer gewaltgeprägten Atmosphäre aufwachsen und leben müssen. Welche langfristigen Schädigungen zu erwarten sind und welche Konzepte und Angebote sich bewährt haben, das Leid der betroffenen Kinder aufzugreifen und zu behandeln. Der Zertifikatskurs befähigt Sie dazu, sich mit ihrer eigenen professionellen Haltung zu Kindeswohlförderung, Kindeswohlgefährdung und Opferschutz auseinanderzusetzen, geeignete Angebote zu entwickeln und durchzuführen. Wir beschäftigen uns intensiv mit den Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt auf Kinder und der Bedeutung des Aufbaus einer Hilfebeziehung – nach Möglichkeit mit allen Familienmitgliedern.
Durch interaktive Methoden wie Fallarbeit und Rollenspiele erweitern Sie Ihre Handlungssicherheit, entwickeln eine reflektierte professionelle Haltung und teilen Ihre Erfahrungen mit Kolleg*innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern.
In vier Modulen erwerben Sie im Handlungsfeld Kinderschutz im Kontext von Partnerschaftsgewalt Fach-, Methoden-, Eigen- und Sozialkompetenz (siehe Curriculum). Die Inhalte der Weiterbildung werden nach Methoden des ‚lebendigen Lernens‘ erarbeitet und schließen die Bereitschaft der Teilnehmenden ein, eigene Praxiserfahrungen einzubringen und eigene Haltungen zu reflektieren.